
Diskussion / Vortrag
Mit Tove Soiland
Geschlechterverhältnisse lassen sich ebenso wenig dekonstruieren wie Produktionsverhältnisse. Mit dieser These tritt der Vortrag einer allzu simplen Vorstellung von der politischen Veränderbarkeit gesellschaftlicher Verhältnisse entgegen, wie sie sich im Umfeld der US amerikanischen Cultural Studies entwickelt hat, in deren Tradition auch die Queer-Theorie steht. In einem lediglich vermeintlichen Rekurs auf den französischen Poststrukturalismus erscheinen gesellschaftliche Verhältnisse hier als primär durch Bedeutung konstituiert und darum auch auf der Ebene der Bedeutung verschiebbar. Produktionsverhältnisse und die dazugehörigen Subjektivierungsweisen, so wird der Vortrag argumentieren, lassen sich aber als Bedeutungsfestschreibungen nicht nur nicht beschreiben. Im Rahmen dieser kulturalistischen Umdeutung des historischen Materialismus kann auch nicht mehr verstanden werden, dass das - aus dieser Perspektive subversiv erscheinende - Instabilwerden von Identitäten zu den veränderten Produktionsbedingungen des spätkapitalistischen Akkumulationsregimes gehört. Dieser «kultureller Materialismus» wird deshalb weder Marx` Kritik der politischen Ökonomie noch Foucaults Spätwerk, das als Adaption des Marxismus für spätkapitalistische Gesellschaften gelesen werden kann, gerecht, sondern vergibt vielmehr deren gesellschaftskritisches Potential.
Bild: Charles Hutchins, flickr / CC BY 2.0
Zeitraum
11.06.2015, 19:00 Uhr - 11.06.2015, 21:00 UhrAdresse
Universität Freiburg, Kollegiengebäude III, Hörsaal 3117Platz der Universität 3
79098
Freiburg
Deutschland