
Paulo Freires Pädagogik der Befreiung: Bildung und Revolution
Paulo Freire (1921-1997) hat die Pädagogik der Befreiung als Theorie und Praxis der Erwachsenen-Alphabetisierung begründet. Diese Pädagogik stützt sich auf die Traditionen der sokratischen Aufklärung und der Theorie von Marx; sie wurde analog zur lateinamerikanischen Theologie der Befreiung entwickelt. Freire hat diese Pädagogik zuerst um 1960 in den ländlichen und städtischen Armutszonen Brasiliens, dann in zahlreichen Ländern Lateinamerikas und schließlich auch in den ehemaligen portugiesischen Kolonien Afrikas praktiziert. Wegen der Übereinstimmungen der Befreiungspädagogik mit der kritischen Theorie der Gesellschaft wurden Freires Werke auch in Europa um 1965/75 rezipiert und gewürdigt.
Die Pädagogik der Befreiung zielt auf eine Aufklärung («Bewusstmachung») über undurchschaute Herrschaftsverhältnisse und deren revolutionäre Ab schaffung. Ein Mensch, hat Freire überlegt, kann nur dann lesen und schrei ben, wenn er gegenständliche Zeichen nicht bloß in Laute zu übersetzen vermag, sondern wenn der das Gelesene und Geschriebene auch begreift. Er muß also, in der Alphabetisierung, sich seiner gesellschaftlichen Welt, die er bislang bewußtlos vorausgesetzt, deren Logik er verinnerlicht hat, durch Auf klärung und eine kritische, weltverändernde Praxis bewußt werden. So ist das Ziel der Alphabetisierung die Bildung von Menschen zu Subjekten, die sich ihrer selbst und ihrer gesellschaftlichen Welt bewußt sind.
Gerhard Stapelfeldt lehrte bis 2009 als Professor am Institut für Soziologie der Universität Hamburg.
Kontakt
RLS-Regionalbüro Baden-Württemberg
Ludwigstr. 73a
70176 Stuttgart
Telefon: 0711 99797090
Fax: 0711 99797091
Email: schlager@rosalux.de
Veranstaltung in Kooperation mit dem Rosa-Luxemburg-Club Rhein-Neckar-Karlsruhe
Zeitraum
24.11.2011, 19:30 Uhr - 24.11.2011, 21:30 UhrAdresse
Neue UniversitätUniversitätsplatz
69117
Heidelberg
Deutschland